Der Artikel „Jagdschein auf Probe“ aus der DJZ von Januar erhitzt die Gemüter. Immer öfter werden Stimmen laut, die einen Jagdschein auf Probe befürworten. Für viele ist das ein weiteres Einschneiden in die Rechte der Jäger, noch mehr Bürokratie und noch mehr Überwachung.
Wir finden, die Vermittlung von Werten, von Praxis und vor allem der Handhabung der eigenen Waffe im Revier und auf dem Schießstand gar nicht so schlecht. Die Frequentierung und Buchung unserer Fortbildungsseminar z.B. „Jagen in unserem Revier“ und „Sicher mit der eigenen Waffe“ zeigen, dass es eine große Nachfrage für Jäger-Weiterbildung gibt. Diese Themen kann die Jungjägerausbildung weniger aus Zeitmangel, viel mehr aufgrund der Einbindung der Jagdscheinanwärter in die vielschichtige Jungjägerausbildung gar nicht abdecken. Egal, ob sogenannter „Crashkurs“ oder „Langzeitkurs“ über die Jägerschaft. Die angehenden Jäger müssen und sollten erst mal die Hürde der Jägerprüfung schaffen, um zu wissen, inwieweit sie sich danach orientieren und spezialisieren möchten. Das ist vergleichbar mit der Führerscheinprüfung – fahren kann man danach noch lange nicht!
Zudem hat sich die Gesellschaft massiv verändert und somit auch die Jungjägerausbildung. Alles ist schnelllebiger und direkter geworden. Gerade wir, die seit mehr als 20 Jahren die Jungjägerausbildung mitprägen, wissen, wie sich die Jagdscheinanwärter und ihre Bedürfnisse verändert haben. Seit einigen Jahren gibt es die Jungjägerkurse „online“. Das Jagdwissen für die Jägerprüfung in Online-Portalen komprimiert und in kleine Filmchen verpackt. Dann noch 4-5 Tage vor Ort sein, davon 2-3 Tage das Schießen lernen und die restliche Zeit den Präparatewagen auswendig lernen – das ist nicht die Zukunft! Viele Bundesländer – auch Niedersachsen – steuern mittlerweile dagegen und möchten diese Ausbildung nicht mehr tolerieren. Der Spruch eines Online-Anbieters: „Wir werden in Kürze den Jagdschüler komplett online ausbilden und dann in die Prüfung schicken können“ – hat dabei den Faktor Mensch, die örtlichen Prüfungskommissionen und natürlich den Gesetzgeber total vergessen. Als Zusatz zur Präsenzausbildung kann man die Online-Module gerne sehen, aber nicht als Grundlage für die Jägerprüfung und den Grundstein für das Jägerleben!
Aufgrund dieser Schnelligkeit werden wir nicht müde zu sagen, dass es nach der Jägerprüfung erst richtig los geht. Ruht euch nicht auf den Lorbeeren der Jägerprüfung aus. Wir empfehlen euch: geht raus, schließt euch einem Hegering an, besucht regelmäßig den Schießstand, trainiert euch und die sichere Handhabung mit euren Waffen und vor allem spezialisiert euch in dem, was ihr zukünftig jagdlich machen möchtet. Denn nur so können wir uns als Jäger schützen und geben in der Öffentlichkeit ein Bild ab, dass uns nicht angreifbar macht.
Viele haben aber leider nicht die Möglichkeit, wie früher üblich, mit einem Familienmitglied, Nachbarn oder Freund zur Jagd mitgenommen zu werden, um das Jagen von einem „alten Hasen“ zu lernen, dabei geprägt zu werden und die Tradition der Jagd zu erfahren. Genau hierfür haben wir ein großes Portofolio an Fortbildungsseminaren konzipiert, denn so gut es auch ist, dass die Jagd den Weg in die Moderne gefunden hat, umso wichtiger ist es, die Tradition und das Brauchtum des ältesten Handwerks der Menschheit zu bewahren. Unserer Meinung nach, sollte genau das mit „Jagdschein auf Probe“ gemeint sein.
Denn nach der Prüfung ist vor dem Jagen in der Praxis und das will ordentlich gelernt sein!